W.E.S.T. | Schorndorf 

Fertiggestellt 2021

W.E.S.T. Der kleine Gebäudekomplex an der Gottlieb-Daimler-Straße  41 ist in Schorndorf stadtbekannt unter dem Namen „Korb Schnabel“. Hier stellte früher ein Korbmacher seine Waren her – später entwickelte sich daraus ein Spielzeug- und Kindermodeladen. Über die Jahre wurden Nachbargebäude dazu gekauft und immer wieder umgebaut. Zum Zeitpunkt des Kaufs bestand der Komplex aus fünf Gebäuden aus verschiedensten Bauphasen – errichtet auf vier mittelalterlichen Gewölbekellern und Resten der mittelalterlichen Stadtmauerfundamente.

Diese Lage auf der westlichen Stadtmauer inspirierte zu dem neuen Gebäudenamen W.E.S.T.

Traufseitig sind die Nachbargebäude direkt angrenzend; es gibt nur eine West- und eine Ostfassade: Tageslicht ist wertvoll – daher wurde ein innenliegendes Gebäude komplett entfernt und bildet heute den Innenhof mit Treppenerschließung. Maßstäblich passen sich die Gebäude gut in die kleinteilige Nachbarschaft ein; die verputzte Lochfassade ist in der Straße kein Fremdkörper.

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Das Ziel der Sanierung war qualitätvolles, gemeinschaftliches Wohnen in der Kernstadt zu ermöglichen. Zunächst als Mischung aus möbliertem „Wohnen auf Zeit“ und drei Eigentumswohnungen geplant, wurde in der Coronazeit umgedacht und nun überwiegend auf bezahlbares Dauerwohnen gesetzt. Die kleinen optimierten Wohnungsgrundrisse von ca. 30qm bis ca. 80qm kommen dem Anspruch „bezahlbar“ sehr entgegen.

Heute finden sich im W.E.S.T. zehn Wohnungen, die von der Wohngenossenschaft W.E.S.T.  Wohnen eG übernommen wurden und vier möblierte Apartments. Das Erdgeschoss wird durch ein BücherCafé, eine Garage und vor allem durch den Innenhof genutzt. Ein Springbrunnen, der mit Regenwasser betrieben wird, unterstreicht die beinahe mediterrane Aufenthaltsqualität im Sommer; im Winter schneit es im Hof: nur die Treppe ist überdacht.  Die neue zentrale Treppe im Innenhof bildet das Herzstück des Gebäudes: von hier werden alle Wohnungen erschlossen. Der vorhandene Aufzugschacht aus den 50ern konnte weitergenutzt werden und ermöglicht die barrierefreie Erschliessung. Jede Wohnung hat einen Freisitz, drei der Wohnungen als Laubengang zum Hof. Als Referenz an die Geschichte als das Haus des Korbmachers wurden Schiebeläden und Balkongeländer mit hanffarbenen Seilen umflochten.

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Die Substanz von zwei Gebäuden war statisch ausreichend, um erhalten zu werden. Zwei Gebäude wurden bis auf wenige Mauern im Erdgeschoss komplett erneuert. Das Gebäude wurde in Gebäudeklasse 4 eingestuft und unterliegt damit höheren Brandschutzanforderungen. Bestehende Decken wurden mit Brandschutzplatten auf F60 aufgewertet und neue Decken in Stahlbeton ergänzt. Neue tragende Wände wurden aus Kalksandstein gemauert, Außenwände zweischalig mit Kerndämmung. Die beiden bestehenden Dächer wurden statisch verstärkt und analog zu den neuen Dächern auf Neubaustandard gedämmt. Holzweichfaserplatten als Unterdach sorgen für guten sommerlichen Wärmeschutz. Die Fenster sind  HolzAlufenster, nach Westen mit außenliegenden Jalousien.  Nichttragende Innenwände wurden als Trockenbau erstellt, um ggf. Umbauten zu erleichtern.  Alle Wohnungen – auch die zusätzlich beschwerten Holzbalkendecken – bekamen einen schwimmenden Heizestrich: Der Schallschutz zwischen den Wohnungen ist überdurchschnittlich gut.  Alle Böden wurden mit Natursteinfliesen aus istrischem Kalkstein belegt. Wandoberflächen wurden verputzt, bzw. gespachtelt und gestrichen. Wandfliesen nur im Spritzwasserbereich verlegt. Die neuen Betondecken wurden sichtbar belassen. Die Oberflächen sind weitgehend diffusionsoffen und ermöglichen ein ausgeglichenes Raumklima.

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Das Gebäude wurde auf KfW-Effizienzhaus Standard saniert wird mit einer Sole-Wasser-Wärmepumpe beheizt, die an einem 30m langen Wärmetauscher im städtischen Abwasserkanal angeschlossen ist. Das System ist in der Heizperiode hocheffektiv und ermöglich im Sommer die Wohnungen ohne zusätzliche technische Kühlung zu kühlen. Die im Sommer gemessenen Wassertemperaturen von 18-20°C passen perfekt. Das Warmwasser wird in den Spitzentemperaturen mit einer Gastherme beheizt. PV-Anlagen waren wegen der Lage im Ensembleschutz nicht zugelassen, sind aber vorbereitet.

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